Die Wundheilung geht mit einer Vielzahl potenzieller Komplikationen einher. Neben der Infektion können das Hypergranulation, Nekrose und chronische Beschwerden sein. (1,2).
Auch wenn man nicht immer alle dieser Komplikationen verhindern kann, ist es wichtig sie frühzeitig zu behandeln, wenn sie entstehen. Daher sollten solche Komplikationen auch für Wunden allen Ursprungs berücksichtigt werden, egal ob sie aufgrund von Trauma, Erkrankung oder Operation entstanden sind.
Wunden mit minimalem Gewebeverlust, wie die von Operationen, können als „primär“ zusammengefasst werden, während solche mit wesentlichem Gewebeverlust, wie Ulcera, als „sekundär“ kategorisiert werden und vielleicht einen weniger vorhersehbaren Heilungsprozess durchlaufen. (2)
Gründliches, ganzheitliches Assessment und Re-Assessment sind der Schlüssel um Komplikationen zu bestimmen, die Wunde initial angemessen zu behandeln und die Behandlung anzupassen, während sich die Wunde entwickelt. (2)
Auch wenn das initiale Wundassessment als wichtig erachtet wird, sind die aktuellen Praktiken zum Re-Assessment und zur Dokumentation weniger effektiv. (2)
Was ist gutes Wundassessment?
Das Ziel des initialen Assessment der Wunde ist es, eine korrekte Diagnose zu erhalten und eine angemessene Behandlung zu finden. (2) Die Exaktheit dieses Assessment ist entscheidend für den Erfolg der Wundbehandlung. (2) Für einige Wunden, besonders chronische, kann eine Differenzialdiagnose benötigt werden. (2)
Daher sind, zusätzlich zum Verständnis der Heilungsprozesse, Kenntnisse in der Pathophysiologie, Physiologie sowie Anatomie nötig (2) und ein interdisziplinärer Ansatz kann erforderlich sein. (3)
Das Wundassessment sollte ganzheitlich sein und alle möglichen Faktoren berücksichtigen, welche die Wundheilung beeinflussen können.
Dieses beinhaltet die Betrachtung der Lebensweise des Patienten, physio-sozialen Bedarf / Betreuung, und den allgemeinen Gesundheitszustand, z.B. das Vorhandensein begleitender Erkrankungen, wie Diabetes, Infektionen, Ernährungsstatus und aktuelle Medikationen. (2)
Um ein systematisches Assessment zu ermöglichen, wurden Werkzeuge entwickelt. Darunter das NHS Wundbegutachtungs-Diagramm und der „TIME“ Ansatz (Tissue/Gewebe – Infecttion/Infektion – Moisture/Feuchtigkeit – Egde/Wundrand). (1,4)
Diese Assessments beinhalten das Betrachten des Aussehens der Wunde, aber auch Schmerz, welcher ein Hinweis auf eine Infektion oder Inflammation sein kann, sowie den Effekt der Wunde auf die Lebensqualität der Patienten. (1, 2) Das Assessment sollte die Basis für angemessene Behandlungsentscheidungen sein.
Diese Entscheidungen sollten die Wundreinigung, die Auswahl des Verbandstoffes und seiner Eigenschaften, die Schmerzbehandlung und jedwede andere benötigte Behandlung, wie die Verabreichung von Antibiotika, beinhalten. (1)
Ein ganzheitliches Assessment sollte auch als Leitfaden für ergänzende und interdisziplinäre Behandlungsansätze, wie die Hautpflege, wenn nötig Überweisung zum Gefäßchirurgen und geeignete körperliche Aktivitäten, dienen.
Das initiale Assessment ist erst der Anfang
Adäquates Assessment ist erst vollständig durch gründliches Re-Assessment und Dokumentation. (2) Dieses ist besonders wichtig, um festzustellen, ob eine Verbesserung oder Verschlechterung der Wunde eintritt. (2)
Man geht davon aus, dass eine Wunde beschriebenen Wundphasen folgt – Hämostase, Inflammation, Proliferation und Epithelisierung). (2) Allerdings wird ein regelmäßiges Re-Assessment der Wunde und des Behandlungsansatzes im Zeitverlauf aufzeigen, falls dieser Heilungsprozess nicht stattfindet.
Im Besonderen chronische Wunden, wie diabetischer Fuß Ulcus, folgen nicht immer dieser klassischen Abfolge von Heilungsgeschehnissen. (3)
Re-Assessment einer Wunde sollte auch durchgeführt werden, wenn sich die Umstände beim Patienten ändern, z.B. wenn die Gesundheit oder Erkrankung sich verschlechtern, oder die Medikation verändert wird. (3) Der Zeitpunkt zum Re-Assessment ist abhängig von der Beschaffenheit der Wunde.
In einigen Fällen werden eine Biopsie und histologische Diagnose als Teil des Re-Assessment benötigt. (3)
Angemessene Dokumentation ist nötiog, um den vorherigen Status der Wunde und den Ablauf der Behandlung zu betrachten. (1) Diese Dokumentation kann benötigt werden, um die Abwesenheit von Zeichen der Heilung zu verfolgen und als Basis für die weitere Behandlung zu dienen. (3)
Im Fall der unzureichenden Wundheilung kann richtige Dokumentation Praxisfelder aufzeigen, welche verbessert werden müssen. (2) Daher ist zur Erfüllung des “Best-Practice” eine korrekte Dokumentation nötig. (1,2)
Eine Wunde kann als “Riss in der Haut” definiert werden und daher treffen die Prinzipien des Wundassessments und der Behandlung auf eine Vielzahl von akuten und chronischen Zustände zu. (3,4)
Ein standardisierter und systematischer Ansatz zum Wundassessment in regelmäßigen Abständen, ist wesentlich um zu entscheiden, wenn Veränderungen in der Wundbehandlung angebracht sind.